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Von Juni 1942 bis August 1944 lebten Anne Frank und ihre Familie in Amsterdam im Versteck im Hinterhaus, welches heute ein berühmtes Museum ist. Dort schrieb Anne Frank ihr Tagebuch an ihre imaginäre Freundin Kitty. 
 

75 Jahre später geschieht im Anne-Frank-Haus ein Wunder: Der schützende Glaskasten, in dem das berühmte Tagebuch liegt, zerbirst in einer stürmischen Nacht, und als ein Tropfen Tinte über die wertvollen Seiten läuft, erwacht eine hübsche, 14-jährige Rothaarige zum Leben. Es ist Kitty. 
 

Mit Kleidern im Stil der 1940er Jahre findet sich Kitty allein im unbewohnten Hinterhaus wieder. Sie ruft Anne, aber niemand antwortet.

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Der Morgen bricht an. Besucher kommen und gehen, aber niemand bemerkt Kitty – sie ist für alle unsichtbar.
 

Unsichtbar ist sie, weil sie Anne Franks imaginäre Freundin ist und nur Anne sie sehen kann. All das Hin und Her im Haus/Museum verwirrt Kitty; sie versteht nicht, wohin ihre Freundin gegangen ist. Sie muss sie finden, und zwar rasch! Nachts, als das Museum geschlossen ist, taucht Kitty wehmütig wieder in das Tagebuch ein, und wir können dort die einzigartige Freundschaft zwischen ihr und Anne während der zwei Jahre im Versteck miterleben: Sie sieht, wie Anne ihren dreizehnten Geburtstag feiert, sie hört Anne zu, wenn sie ihr über ihre Liebe, ihre Sorgen und ihr Alltagsleben mit ihren Eltern, ihrer Schwester und den anderen vier Personen erzählt, die sich mit ihnen im Hinterhaus versteckten. Sie offenbart Kitty ihre tiefe Angst vor dem «Osten» und den Zügen, die dorthin fahren und nie zurückkommen. Im Angesicht der Bedrohung, die jeden Tag näher rückt, teilt Anne mit Kitty ihre reiche Vorstellungsgabe und die Schönheit, die in deren Kraft liegt.
 

Kitty realisiert nun aber, dass sie im Tagebuch keine Antworten auf die Frage finden kann, wo Anne jetzt ist. Sie beschliesst also, mit dem Tagebuch im Rucksack loszuziehen und Anne in der Stadt zu suchen. 

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Draussen gibt es keine Wände, die Kitty schützen. Sie ist nicht länger unsichtbar, die Leute sehen sie – ausser wenn sie sich von Annes Tagebuch entfernt, aus dem ihr Leben entstanden ist. Das Tagebuch ist ihr Herz, und ohne es kann sie nicht existieren – sie würde einfach verschwinden.
 

Kitty geht zu einem Polizeiposten – schliesslich ist ihre Freundin ja verschwunden! Die Polizisten machen sich gutmütig ein wenig über sie lustig, aber eine junge Polizistin erklärt Kitty freundlich, dass Anne schon vor langer Zeit verschwunden, jedoch in Amsterdam irgendwie und überall noch gegenwärtig sei. Kitty will nicht glauben, dass ihre Freundin tot ist, und setzt ihre Nachforschungen fort: sie besucht die Anne-Frank-Brücke, die Anne-Frank-Schule, das Anne-Frank-Theater – alles vergeblich. Je intensiver sie sucht, desto weniger findet sie, ganz abgesehen davon, dass sie nun selbst von der Polizei gesucht wird, die das Tagebuch haben will, das sie noch immer bei sich trägt. Auf der Flucht trifft sie Peter, einen wilden Teenager, den sie vom Anne-Frank-Haus her wiedererkennt: Er geht jeden Tag ins Museum, um japanische Touristen zu bestehlen. Er ist ein Profi. Aber Kitty findet heraus, dass Peter für eine gute Sache zum Dieb geworden ist: Er führt in einer alten Moschee ein Heim für Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, ein Unterschlupf für all jene, die in der aktuellen Flüchtlingshysterie, die sich in Europa breitmacht, als «illegale Einwanderer» betrachtet werden. Peter und Kitty verlieben sich ineinander. 
 

Er wird ihr nun überallhin folgen, wohin sie geht, trotzdem er die Wahrheit über Annes Tod im Jahr 1945 genau kennt. 

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Mit Peters Hilfe findet Kitty Jacque, Annes beste Freundin (die sehr alt geworden ist!). Jacque ermutigt Kitty, Annes Spuren zu folgen, um die Wahrheit herauszufinden. So gehen Kitty und Peter auf Annes Fährte Richtung «Osten». In Bergen-Belsen versteht Kitty endlich das Grauen, das Anne erleben musste. 
 

Nun ist es Zeit für Kitty, nach Amsterdam zurückzukehren, denn sie will die Botschaft der Hoffnung und Hochherzigkeit, die Anne hinterlassen hat, weiterverbreiten und sie mit künftigen Generationen teilen. 
 

Amsterdam ist aber nicht nur auf der Jagd nach dem verschwundenen Tagebuch, sondern auch nach illegal eingereisten Flüchtlingen. Peters geheimes Flüchtlingsheim gerät ins Visier, und als Kitty und Peter aus dem Osten dort ankommen, sind überall Polizisten und bewaffnete Soldaten. Das Heim ist aufgeflogen, die 300 Flüchtlinge sollen weggebracht werden. Jetzt kommt Kittys grosser Auftritt: Sie bietet an, das gestohlene Tagebuch gegen alle 300 Flüchtlinge einzutauschen. Ohne das Tagebuch aber nimmt sie das Risiko auf sich, dass sie nicht mehr existieren wird. 
 

Es dauert die ganze Nacht, bis sich die Behörden entscheiden, aber im Morgengrauen geschieht das Wunder: Alle 300 Flüchtlinge dürfen sich in Amsterdam niederlassen. Das Tagebuch geht zurück ins Anne-Frank-Haus. Kitty und Peter gehen weg. 
 

Es bleibt nur eine Frage offen: Kann Kitty ohne das Tagebuch überleben? Wird sie zu einer Person aus Fleisch und Blut? Stunden vergehen, und das Bild verblasst und wird weiss – wir sehen Kitty und Peter, die sich im Schnee küssen. Die Menschlichkeit hat gewonnen, und Kitty ist hier, um zu bleiben!

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